Warum? Sechs Fragen an Auslandschweizer

Alphorndarbietung am Kongress der Auslandschweizer-Organisation in Genf (2015). Foto: Keystone

Alphorndarbietung am Kongress der Auslandschweizer-Organisation in Genf (2015). Foto: Keystone

Astrid Khalifé Fischer, Libanon

Warum sind Sie ausgewandert?
Ich habe den Libanon 1979 entdeckt. Ich arbeitete damals als Stewardess für die Middle East Airlines. Ich war jung, und es war Liebe auf den ersten Blick. Ich nutzte die Chance, den Libanon, aber auch andere Länder des Nahen Ostens zu bereisen. Ich entdeckte eine faszinierende Welt. Später arbeitete ich bei der Swissair und flog um die ganze Welt. Mein Traum war allerdings, im Libanon zu leben. 1990 liess ich mich im Libanon nieder. Ich gründete eine Familie und fand mein Glück. Der Libanon ist ein fesselndes Land. Wenn man einmal im Libanon war, will man immer wieder dorthin zurückgehen.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Das trinkbare Wasser aus dem Wasserhahn, 24 Stunden Elektrizität am Tag, die Sauberkeit, den Gemeinsinn und die Höflichkeit, das Bildungssystem, die Disziplin und die Pünktlichkeit, das Leisten guter Arbeit, die vielen Grünflächen und die Wanderwege.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
In der Schweiz besuche ich meine Familie und Freunde, die vor allem in ländlichen Regionen leben. Dort bin ich wirklich in den Ferien. Somit bin ich nicht konfrontiert mit den Problemen und dem Stress, den die Menschen in den Städten erleben. Das eher schlechte Wetter in der Schweiz drückt teilweise auf den Charakter und die Stimmung mancher Menschen. In der Schweiz gibt es allerdings nichts, was mich wirklich nervt.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Der Respekt für die Familie und für die alten Menschen. Die Kinder wachsen behütet in grossen Familien auf. Wenn die Mütter arbeiten, kümmern sich die Grossmütter um die Kinder. Alte Menschen werden selten in ein Altersheim gebracht. Mehrere Generationen leben miteinander. Und sie geniessen es, das Wochenende gemeinsam und mit gutem Essen zu verbringen. Im Libanon werden die Traditionen sehr gepflegt.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Der mangelnde Wille der politischen Elite, Probleme zu lösen, und die Korruption in allen Bereichen der Gesellschaft. Die Libanesen müssen selber irgendwie zurechtkommen, weil der Staat praktisch nicht existiert. Was mich am meisten stört, ist die riesige Kluft zwischen Reichen und Armen. Die Armen werden immer ärmer. Und die Lage verschlimmert sich wegen der Präsenz von knapp zwei Millionen syrischen Flüchtlingen. Ein anderes grosses Problem ist die zunehmende Auswanderung der Christen. Wenn die meisten Christen das Land verlassen, wird der Libanon nicht mehr existieren.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... ich zwanzig Jahre jünger wäre. Aber auch dann wäre es nicht so klar. Ich persönlich fühle mich gelassen, obwohl ich nicht sehr optimistisch bin für den Libanon. Der Libanon hat sich sehr verändert nach den vielen Konflikten und politischen Moden sowie zuletzt der Masseneinwanderung von syrischen Flüchtlingen. Das Schicksal des Libanon hängt stark ab von den Entwicklungen im Nahen Osten. Meine Kinder sind Doppelbürger. Sie könnten sich problemlos in der Schweiz einrichten.


Astrid Khalifé Fischer. Geburtsdatum: 21.8.1958. Herkunftskanton: Solothurn. Wohnort: Kebba-Batroun, Libanon. Beruf: Übersetzerin.

Beatrice Ito-Kuster, Japan

Warum sind Sie ausgewandert?
Das hat sich einfach so ergeben. 1978 bin ich mit dem Auto von der Schweiz nach Indien gefahren – mit dem Plan, ein Jahr lang unterwegs zu sein. Die Reise wurde dann allerdings länger. 1980, als ich kein Aufenthaltsvisum für Indien bekommen konnte, traf ich in Thailand ein paar Franzosen, die gerade von Japan gekommen waren. Sie meinten: Geh doch nach Japan, das ist toll dort! Also buchte ich ein Ticket nach Tokio. Ich blieb zwei Monate in Japan und reiste per Autostopp durch das ganze Land. Ich war ab dem ersten Tag total begeistert von Japan. Vier Jahre später reiste ich nochmals nach Japan. Durch einen japanischen Freund in der Schweiz lernte ich meinen zukünftigen Mann kennen. 1986 haben wir geheiratet.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Schwierig… Die Schweiz und Japan sind sich irgendwie sehr ähnlich: Ich meine die Menschen, vom Charakter her. Mir gefällt es in Japan wirklich sehr gut. Aber ein paar Sachen gibt es schon: Im Sommer vermisse ich die langen, hellen Abende. Man ist in der Schweiz viel schneller in der Natur. Nach der Arbeit kann man ruhig noch an den Stadtrand gehen und ein Barbecue machen. In Japan sitzt man zuerst zwei Stunden im Auto oder im Zug, bis man in der Natur ist. Man kommt von einer Stadt in die andere – und da, wo keine Stadt ist, ist dann wirklich gar nichts los.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Eigentlich gar nichts. Wenn ich in die Schweiz gehe, bin ich immer in Ferienstimmung. Ich treffe meine Familie und Freunde – und ich habe es nur schön. Etwas störend ist, dass die Leute im Tram oder im Zug in ihr Handy brüllen.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Die Menschen in Japan sind sehr harmonisch und versuchen, die Mitmenschen nicht zu stören. Das ist ja auch wichtig, wenn so viele Menschen auf engem Raum leben. Im Strassenverkehr ist man in Japan viel toleranter, nicht jeder pocht auf seinem Recht. Wenn man das tun würde, dann gäbe es viel mehr Unfälle. Schliesslich hat man in Japan als Ausländer eine gewisse Narrenfreiheit. Ich bin mir nicht so sicher, ob das in der Schweiz auch der Fall ist.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Die Japaner sagen kaum, was sie wirklich denken. Man muss immer ein bisschen raten, was die andere Person gemeint haben könnte. Nach einigen Jahren versteht man die Japaner schon besser, aber ich trete immer noch ins Fettnäpfchen.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... meine Tochter in der Schweiz wohnen würde und es Enkelkinder gäbe. Trotzdem würde ich regelmässig zwischen der Schweiz und Japan pendeln.


Beatrice Ito-Kuster. Geburtsdatum: 3.3.1954. Herkunftskanton: Zürich. Wohnort: Tokio, Japan. Beruf: Zimmer- und Wohnungsvermieterin.

Dino Ebneter, Rumänien

Warum sind Sie ausgewandert?
Mit 27 Jahren packte mich die Abenteuerlust, mich mit einem Geschäftspartner selbstständig zu machen. Auch er ist ein Schweizer, der seit mehreren Jahren in Rumänien lebt. Wir sahen die Chance, etwas zu schaffen, was wir in der Schweiz so nicht hätten realisieren können. Wir haben ein Treuhandgeschäft aufgebaut, Zielkunden sind KMU aus ganz Europa.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Die Verlässlichkeit. Das macht das Leben leichter und stressfreier.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Nerven – das ist wohl das falsche Wort. Als schockierend empfinde ich das Preisniveau in der Schweiz, das Leben ist sehr teuer. Was mir auch wenig gefällt, sind die strikten Regeln. In Rumänien habe ich bedeutend mehr Freiheiten. Ausserdem sind die Schweizer weniger spontan als die Rumänen. In der Schweiz lebt man stark nach seinem eigenen Plan.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Der ausgeprägte Sinn für Familie und Freunde. Zudem das Motto, das Leben leicht zu nehmen und im Jetzt zu leben. In der Schweiz tendieren wir dazu, viele Sachen zu vertagen, weil wir gerade etwas anderes «geplant» haben. Das muss nicht sein.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Die 80/20-Regel respektive die «Passt schon»-Mentalität. Auch der Mangel an Verantwortungsbewusstsein und Solidarität. Schliesslich auch die weitverbreitete Haltung, dass Gesetze da sind, um sie zu umgehen.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... dort eine reizvolle Aufgabe auf mich wartete. Das ist heute noch nicht der Fall.


Dino Ebneter. Geburtsdatum: 5.9.1976. Herkunftskanton: St. Gallen. Wohnort: Bukarest, Rumänien. Beruf: Betriebsökonom, Unternehmer.

Eva Atkin-Nauer, USA

Warum sind Sie ausgewandert?
Ich lernte meinen Mann auf einer Ferienreise kennen. Er ist ein Amerikaner aus Indiana. Wir beschlossen, zusammen nach Kalifornien zu ziehen.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Meine Geschwister, Verwandten und Freunde. Auch die wunderschönen Landschaften, Berge und Dörfer. Schliesslich vermisse ich auch die guten Bäckereien in der Schweiz.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Die Graffitis, manchmal auch das Wetter.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Die Amerikaner sind etwas risikofreudiger. Junge Menschen werden ermuntert, ihre neuen Ideen zu verwirklichen und ihr eigenes Business zu starten.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Ausserhalb der Grossstädte sind die öffentlichen Verkehrsmittel sehr limitiert. Es ist schwierig, wenn man total aufs Auto angewiesen ist, vor allem für ältere Menschen.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... meine amerikanische Familie in der Schweiz leben möchte.


Eva Atkin-Nauer. Geburtsdatum: 26.4.1954. Herkunftskanton: Bern. Wohnort: Kenwood (Kalifornien), USA. Beruf: Travel-Agent.

Franziska Rütschi, Südafrika

Warum sind Sie ausgewandert?
Aus Lust, im Ausland zu arbeiten und zu leben – und dies am schönsten Ende der Welt. Mein Beruf in der Tourismusbranche erlaubt mir, Südafrika meinen Kunden, Freunden und Bekannten zu zeigen und näherzubringen.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Die Organisation und die Pünktlichkeit – aber nur manchmal. Dazu die Übersichtlichkeit.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Manchmal ist es die Pedanterie.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Etwas von der Gelassenheit. Man sollte nicht immer alles so ernst nehmen.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Aktuell die politische Lage, die das Land immer mehr – vor allem auch wirtschaftlich – in Bedrängnis bringt.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... die politische und wirtschaftliche Lage Südafrikas desolat würde.


Franziska Rütschi. Geburtsdatum: 1965. Herkunftskanton: Zug. Wohnort: Kapstadt, Südafrika. Beruf: Travel-Agent, Tour-Guide.

Bea Dolder, Indien

Warum sind Sie ausgewandert?
Am Anfang war nur die Idee, für sechs Monate eine Auszeit zu nehmen, um 2005 in Japan an der Weltausstellung im Schweizer Pavillon arbeiten zu können. Nach diesem Einsatz reiste ich nicht sofort nach Hause, sondern nach Indien, um Ferien zu machen. Aus zwei Wochen Ferien im farbenprächtigen Subkontinent sind inzwischen elf spannende Jahre geworden. Indien ist ein Land der unglaublichen Gegensätze. Es hat mich komplett in seinen Bann gezogen.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Bestimmt nicht Aromat oder Cenovis. Da ich in Mumbai lebe, vermisse ich ab und zu gute Naherholungsgebiete, aber auch frische Luft und Alpenrosen.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
In Indien habe ich gelernt, mich nicht mehr zu nerven. Was mich in der Schweiz immer wieder erstaunt, ist, dass sehr oft aus Kleinigkeiten grosse Dramen gemacht werden. Das ist Jammern auf hohem Niveau.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Mehr Offenheit für Neues, schnellere Entscheidungsfindung und dann eine zügige Umsetzung des Beschlossenen. Zudem das fröhliche Lachen der Inder – und die Freude auch an kleinen Dingen.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Die allgegenwärtige Korruption, die fast nicht auszurotten ist. Und plötzlich macht man auch mit, ohne es zu merken, weil es manchmal anders fast nicht geht.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... die Sicherheit in Indien oder anderswo nicht mehr gewährleistet wäre.


Bea Dolder. Geburtsdatum: 21.5.1959. Herkunftskanton: Bern. Wohnort: Mumbai, Indien. Beruf: Tourismusexpertin.


Urs Keller, Taiwan

Warum sind Sie ausgewandert?
Mein Arbeitgeber DT Swiss hat 2004 in Taiwan eine Niederlassung eröffnet – und ich wurde CEO. Bis 2010 pendelte ich zwischen der Schweiz und Taiwan hin und her. Das Unternehmen wuchs laufend und entwickelte sich gut. Mit der Zeit wurde die Reiserei immer mehr. Deshalb entschied ich mich für einen Umzug nach Taiwan.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Ganz klar die Familie und die Freunde. Natürlich auch die Natur und den Wechsel der Jahreszeiten.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Zuweilen kommt mir die Schweiz sehr langsam vor. Mein Eindruck ist, dass eine gewisse Behäbigkeit herrscht.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Der Drang, etwas zu verändern. Taiwan ist ein Land mit vielen jungen und talentierten Leuten. Diese Leute wollen alle etwas erreichen.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Die Belastung der Umwelt und der grosse Verkehr auf kleinem Raum. Taiwan ist mit 38'000 Quadratkilometern und ähnlicher Topografie etwas kleiner als die Schweiz, hat aber mit 23 Millionen Menschen fast dreimal so viele Einwohner. Die Umweltbelastung ist wegen der Industrieansiedelung teilweise gravierend.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... es kriegerische Ereignisse, Umweltkatastrophen oder Epidemien, wie zum Beispiel Sars, gäbe.


Urs Keller. Geburtsdatum: 21.6.1965. Herkunftskanton: Bern. Wohnort: Taichung City, Taiwan. Beruf: Managing Director.

Ellen Schäffel, Deutschland

Warum sind Sie ausgewandert?
Ich bin in Deutschland geboren. Bereits meine Grossmutter war nach der Hochzeit nach Deutschland ausgewandert.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Die wunderschönen Alpen, die Natur, die Schweizer Mundart und meine Freunde aus den Camps der Auslandschweizer-Organisation.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Die unglaublich hohen Preise.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz gut tun?
Vielleicht eine offenere Einstellung gegenüber Ausländern und Asylsuchenden.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Wirklich stören tut mich hier nichts.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... ich es mir leisten könnte, in der Schweiz zu studieren.


Ellen Schäffel. Geburtsdatum: 6. Juli 1996. Herkunftskanton: Solothurn. Wohnort: Giessen (Hessen), Deutschland. Beruf: Studentin (Geografie).

Heidi Fatzer Sandé, Elfenbeinküste

Warum sind Sie ausgewandert?
1979 bin ich erstmals an die Elfenbeinküste gereist. Ich hatte mich für zwei Jahre bei einer Mission verpflichtet und sollte an einer Haushaltungsschule junge Frauen unterrichten. Weil die Schule geschlossen wurde, gab ich Religionsunterricht in öffentlichen Schulen. Land und Leute haben mir sofort gefallen – und so bin ich an der Elfenbeinküste geblieben. Ich übte verschiedene Tätigkeiten aus und wohnte in verschiedenen Städten. Dann kam die Liebe dazwischen. Seit 2009 bin ich mit einem ivorischen Mathematiklehrer verheiratet. Ich habe inzwischen auch die ivorische Staatsbürgerschaft.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Die feine Schwiizer Schoggi, den Appenzeller Käse, gewisse Gemüse und noch einiges mehr.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Mich nervt nichts. Wenn man so lange wie ich in Afrika gelebt hat, ist die Schweiz ein Paradies. Nur wissen es die Schweizer nicht zu schätzen. Sie klagen und jammern auf einem hohen Niveau.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Die herzliche Gastfreundschaft. Wie oft kam ich beschämt nach einem Besuch aus dem Dorf zurück, weil uns die Verwandten Hühner, Reis oder Bananen mitgegeben hatten – dabei sind sie die Bedürftigen.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Die Unpünktlichkeit und die langsame Bürokratie. Als Weisse werde ich zwar oft bevorzugt behandelt, aber das ist mir dann peinlich.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... im Moment sehe ich keinen Grund für eine Rückkehr. Meine Familie ist hier. Zudem haben mein Mann und ich noch einige Projekte, die wir verwirklichen wollen.


Heidi Fatzer Sandé. Geburtsdatum: 3.3.1950. Herkunftskanton: Thurgau. Wohnort: Toumodi (N’zi-Comoé), Elfenbeinküste. Beruf: Rentnerin, Pflegerin.

Hanspeter Adam, USA

Warum sind Sie ausgewandert?
Ich bin mit meinen Eltern in die USA gekommen. Mein Vater hatte Brüder und Schwestern, die bereits dort lebten. Sie konnten ihn überzeugen, auch in die USA auszuwandern.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Den Bauernhof meines Grossvaters in Wimmis. Dort zu sein, war die glücklichste Phase meines Lebens. Zudem vermisse ich die Berge und die schönen Landschaften, den Regen und den Schnee.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Die Schweiz ist zu teuer.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
In den USA gibt es nichts, was besser wäre als in der Schweiz. Die USA haben nichts mehr Gutes zu bieten. Sie sind nicht mehr das Land, das sie noch vor zwanzig Jahren waren. Es lohnt sich nicht mehr, in den USA zu leben.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Die USA haben ihre positive Rolle in der Welt verloren. Sie waren einst ein guter Leader. Doch die USA sind mittlerweile nur noch ein weiteres korruptes Land, das von gierigen Reichen beherrscht wird.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... meine Kinder und Enkelkinder nicht in den USA wären. Sie sind der einzige Grund, weshalb ich noch in diesem Land lebe. Ansonsten würde ich gleich mit dem nächsten Flugzeug in die Schweiz zurückkehren.


Hanspeter Adam. Geburtsdatum: 19.1.1947. Herkunftskanton: Basel-Stadt. Wohnort: Solvang (Kalifornien), USA. Beruf: Software-Ingenieur.

Priska Buchmann Scherer, Nicaragua

Warum sind Sie ausgewandert?
Als meine Kinder erwachsen und meine Mutterpflichten erfüllt waren, habe ich mir meinen Jugendtraum verwirklicht. Ich wollte schon immer in der Entwicklungshilfe arbeiten. Die Krankheit und der Tod meines Mannes gaben mir zusätzlichen Antrieb, das gemeinsam geplante Vorhaben alleine zu verwirklichen. Dadurch fühle ich mich ihm nahe.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Die gute medizinische Betreuung sowie die sozialen und psychologischen Einrichtungen für misshandelte Kinder. Zudem eine gewisse Stabilität im Rechtssystem.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Genervt hat mich nie etwas. Es war lediglich so, dass ich bei meinem ersten Besuch in der Schweiz die Menschen in meiner Heimat schlichtweg nicht mehr verstand. Und dies löste bei mir einen enormen Kulturschock aus. Es fühlte sich an, als ob ich auf einem fremden Planeten gelandet wäre. Inzwischen habe ich gelernt, diese zwei völlig unterschiedlichen Welten voneinander zu trennen und die Umstände zu respektieren, wie sie sind. Dieser Spagat fällt mir aber immer noch schwer.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Da gäbe es unzählige Dinge, von denen sich nicht nur die Schweizer, sondern auch die meisten Menschen aus den sogenannten Industrieländern eine Scheibe abschneiden könnten. Dies fängt bei den zwischenmenschlichen Beziehungen an, zieht sich über die materiellen Bedürfnisse hinweg und endet mit der Frage, ob die aktuelle Definition des Wortes «Armut» noch zeitgemäss ist.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Die Korruption.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... das ist eine Frage, die im Moment ausserhalb meiner Vorstellungsmöglichkeiten liegt.


Priska Buchmann Scherer. Geburtsdatum: 8.9.1959. Herkunftskanton: Aargau. Wohnort: Granada, Nicaragua. Beruf: Projektleiterin.

Regula Ganter, Äthiopien

Warum sind Sie ausgewandert?
Ich hatte einen super Beruf als Musiklehrerin in der Schweiz. Doch in einem längeren Prozess habe ich verstanden, dass Gott mein Zuhause für eine nächste Phase in Afrika vorbereitet hat. So arbeite ich seit 2009 beim Hilfswerk Bright Future für ein Projekt mit potenziellen Strassenkindern im ärmsten Slumviertel der Hauptstadt Äthiopiens.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Meine drei Neffen. Daneben auch Käse und Würste.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Dass unglaublich viel Geld für Unwichtiges bis Blödes ausgegeben wird. Ausserdem wird die hohe Lebensqualität ohne Dankbarkeit als selbstverständlich hingenommen: die Schulbildung (dazu ohne Gebühren), die freie Wahl in der Ausbildung, der volle Kühlschrank, bis in alle Nacht sichere öffentliche Verkehrsmittel, Mieterschutz und vieles mehr.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Zu sehen, wie einfach und bescheiden ein Direktor eines Hilfswerkes, wie es Bright Future ist, mit seiner Familie lebt. Die Stube ist nur 16 Quadratmeter gross und das Schlafzimmer nur 7 Quadratmeter. Für Kleider und Bettwäsche hat die Familie zwei Koffer und zwei Schachteln. In der Küche wird auf Gaskocher oder Kohle am Boden gekocht. Es gibt kein fliessendes Wasser, und es hat nur ein Plumpsklo.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Immer wieder ist es das Ausgeschlossen-Sein wegen der schwierigen Sprache, die ich wohl nie genügend beherrschen werde. Beispielsweise lachen alle um mich herum, und ich habe keinen blassen Schimmer, weshalb. Dabei muss ich sagen, dass Erwachsene viel rücksichtsloser sind als Jugendliche, die bald mal aufmerksam sich mir zuwenden. Amharisch, das in Addis Abeba gesprochen wird, gilt als eine der schwierigsten Sprachen der Welt.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... meine Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung, die jeweils nur für ein Jahr gilt, nicht erneuert würde. Denn ich will unter keinen Umständen in einem hiesigen Gefängnis landen.


Regula Ganter. Geburtsdatum: 11.11.1966. Herkunftskanton: Zürich. Wohnort: Addis Abeba, Äthiopien. Beruf: Entwicklungshelferin.

Jessica Alberici, Italien

Warum sind Sie ausgewandert?
Ich bin in Italien geboren und lebe seitdem dort. Meine Mutter, die aus Genf stammt, war für einen Job ausgewandert. Wegen der Liebe blieb sie im Ausland.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Die Landschaften und die zauberhafte Natur. Und die Lebensqualität in allen Belangen.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Wenn ich sehe, dass die Lage sich dort auch verschlimmert, etwa bei der Arbeitslosigkeit.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Das Einzige, was meiner Meinung nach positiver ist als in der Schweiz, ist das Gesundheitswesen. Es hat zwar seine Mängel, aber jedermann kann davon profitieren. Das Gesundheitswesen erlaubt einen breiten Zugang der Bevölkerung zu medizinischen Leistungen.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Die politische Lage: Niemand kümmert sich wirklich um das Land. Und die Mentalität der meisten Leute: Gesetze werden immer umgangen, wenn das eigene Interesse wichtiger ist als gesellschaftliche Anliegen.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... ich eine interessante Arbeitsmöglichkeit finden würde und mein Partner damit einverstanden wäre.


Jessica Alberici. Geburtsdatum: 31.7.1985. Herkunftskanton: Freiburg. Wohnort: Mailand, Italien. Beruf: Übersetzerin.

Katja Spörri, Kanada

Warum sind Sie ausgewandert?
Als mein Schweizer Vater starb, wollte meine kanadische Mutter mit ihrer Familie in Kanada leben. Ende 1998 sind wir ausgewandert.

Was an der Schweiz vermissen Sie in der Fremde am meisten?
Vieles. Die Schweiz an sich, die Kultur, die früheren Freunde.

Was nervt Sie am meisten, wenn Sie auf Schweizbesuch sind?
Die Schweiz ist sehr teuer. Wenn ich in der Schweiz arbeiten und einen Schweizer Lohn bekommen würde, wäre dies okay. Weil das nicht so ist, muss ich bei meinen Besuchen in der Schweiz immer jeden Rappen zählen.

Was aus Ihrer neuen Heimat würde der Schweiz guttun?
Der Ahornsirup – nichts schmeckt besser.

Was stört Sie in Ihrem neuen Land am meisten?
Das Schulsystem. Es ist nicht so gut wie in der Schweiz.

Sie würden sofort in die Schweiz zurückkehren, wenn ...
... ich einen Job als Möbeldesignerin kriegen würde. Ich versuche es.


Katja Spörri. Geburtsdatum: 22.2.1996. Herkunftskanton: Luzern. Wohnort: Oakville, Kanada. Beruf: Schülerin.

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